Home Office alt und neu
Das Thema Home
Office begleitet mich schon fast mein ganzes Leben. Nicht nur mein berufliches
Leben, sondern schon in meiner Kindheit war das ein Thema.
Meine Eltern
betrieben bis in die 80er Jahre eine Tankstelle. Diese Tankstelle war an unser
Haus angeschlossen. Das Geschäftslokal war unser Wohnzimmer. Und das im
wahrsten Sinne des Wortes. Waren meine Schwester oder ich krank, wurde dort ein
Klappbett aufgestellt, dass wir fernsehen konnten. Nur dort hatten wir einen
Fernseher. Hinter dem Geschäftslokal war die Küche. Unser WC war das gleiche
wie für die Tankstellenkunden.
Beide Eltern
arbeiteten sieben Tage die Woche (Öffnungszeiten Mo-So von 7 bis 22 Uhr).
Während meine Mutter kochte, kamen die Kunden, die tanken wollten, sie stellte den Topf vom Herd weg und ging
hinaus um zu tanken. Damals gab es ausschließlich Bedienungstankstellen. Wir
Kinder waren da immer dabei, die Eltern waren ja auch immer da, sie mußten halt
nur ständig wegen der Kunden kurz raus. Meine erste „Gehschule“ war die Auslage
des Geschäftslokals, die war nämlich abgeschlossen, so saß ich in der Auslage.
Trotz dem enormen
Arbeitsaufwand bekam meine Mutter sehr oft zu hören: Ich weiß nicht was du
hast, du bist eh zu Hause. Vor allem meine Großmutter verstand nicht wirklich
worum es ging, jegliche Korrespondenz oder Bankwege oder Oma zum Arzt bringen,
mußte meine Mutter machen, weil sie ja eh zu Hause war.
Natürlich hatte
sie den Vorteil, uns Kinder praktisch „nebenher“ erziehen zu können, trotzdem
hat sie viel mehr gearbeitet, als alle andere Menschen die ich kenne, und das
zu Hause.
Als ich mich
selbständig machte, war mein Plan ganz klar, hauptsächlich vom Home Office aus
zu arbeiten. Die Vorteile habe ich ja bei meinen Eltern schon gesehen. Ich
hatte oft keine Betreuungsmöglichkeit für meinen Sohn, vor allem wenn er krank
war, oder Ferien hatte. Da hat das Home Office natürlich viele Vorteile.
Mir ging es ganz
genau wie meiner Mutter. Meine Schwiegermutter – ja du bist eh daheim, da
kannst du das doch noch erledigen. Oder noch besser: Du hast soviel Potential,
ich weiß nicht warum du daheim bist.
Home Office
impliziert offensichtlich nicht nur, dass man eigentlich eh nichts arbeitet,
weil man daheim ist, sondern auch noch, das die Arbeit, die man macht nicht
anspruchsvoll ist.
In meiner Home
Office Karriere habe ich etwas gelernt! Die Selbstorganisation ist
Selbstmotivation ist enorm. Die Anerkennung ist minimal. Wir arbeiten alle im
Home Office oft um einiges Mehr (von der Stundenanzahl) als in einer
Anstellung. Klare Grenzen, zum Beispiel Öffnungszeiten helfen da. Aus meiner
Erfahrung kann ich nur sagen es hilft auch, einfach öfter NEIN zu sagen, wenn
andere von uns Dinge erledigt haben wollen, weil wir eh daheim sind. Nein da
geht es nicht, da bin ich im Büro.
Aber das was sich
leicht anhört, war harte Arbeit. Heute weiß ich selbst ganz genau was ich
leiste und bin nicht mehr abhängig von der Meinung anderer. Ich sage immer
öfter NEIN. Das wertet schon für mich selbst, meinen Beruf auf und für andere
auch.
Ich wünsche Euch
eine gute Zeit im Home Office Eure Andrea Waldl
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