Home Office die Zweite

Wie alles begann:

Seit der Geburt meines Sohnes im Jahr 2002, arbeite ich im Home Office. Davor hatte ich in Wien ein Büro mit bis zu 5 Mitarbeitern. Solange ich jeden Tag ins Büro fuhr, war mein Job für mein Umfeld wichtig und anerkannt. Immerhin war ich Unternehmerin und "Chefin".
Meine Entscheidung für´s Home Office war sehr bewußt. Wir wohnten nicht mehr in Wien, daher gab es auch keine Verwandtschaft, die sich um meinen Sohn kümmern konnte, wenn ich arbeite. Als Selbständige gibt es keine Karenz und da der Vater meines Sohnes zu wenig verdiente, konnten wir auf mein Einkommen nicht verzichten.
Die Arbeit musste also weitergehen. Für meinen Sohn hatte ich ab dem 4. Lebensmonat eine Nanny, die ins Haus kam, ich konnte so weiterstillen und ihn jederzeit sehen. Das Büro habe ich mir im Haus eingerichtet. Ich teilte mir die Arbeit so ein, dass ich 50 Minuten arbeitete und dann 15 Minuten für meinen Sohn hatte. Über die Woche verteilt, waren das um die 25 Arbeitsstunden für mich. Einen Teil der Arbeitsstunden teilte ich auf die Schlafenszeiten meines Sohnes auf. Ich hatte nicht mehr 5 Mitarbeiter, sondern nur ein oder zwei bei mir im Büro und weitere ebenfalls im Home Office. Diese Einteilung war furchtbar stressig. Der Vater meines Sohnes war viel im Außendienst unterwegs und manchmal wochenlang nicht daheim. Also war ich Alleinkämpferin.


Für mein Umfeld war ich aber plötzlich "nur" daheim. Ich hatte das gleiche Unternehmen, die gleichen Kunden, ähnliche Umsätze wie vorher. Die Tatsache, dass ich nicht täglich ins Büro fuhr reichte, damit meine Arbeit nicht mehr anerkannt wurde.
So wie es mir ging, geht es vielen Frauen. Sie machen einen guten Job, haben mehr als eine Doppelbelastung, und das was sie tun, wird nicht anerkannt - du bist ja eh nur zu Hause.
Viele begreifen nicht, was es bedeutet, vom Home Office aus zu arbeiten. Es ist ein täglicher Kampf mit der Motivation, der Anerkennung von anderen, Kampf um die Kinderbetreuung und die erforderliche Ruhe, um zu arbeiten. Kein Urlaubsgeld, kein Weihnachtsgeld, sehr wenig Urlaubszeit. Man ist praktisch sieben Tage die Woche im Dienst, denn das Büro ist eh dann, da kann noch schnell am Sonntag was erledigt werden.
Ich habe mich so oft danach gesehnt, wieder zur Arbeit zu fahren, doch das ging wegen meinem Kind nicht.
Ständig musste ich um die Anerkennung für meine Arbeit kämpfen. Dann erzählte mir ein Bekannter, der bei HP angestellt ist, dass er 15 Arbeitstage im Monat vom Home Office aus arbeitet. Komischerweise findet niemand aus seinem Umfeld das Wert mit dem Kommentar - du bist eh zu Hause - zu versehen. Von allen unseren Bekannten war seine Arbeit total anerkannt, er hat einen super tollen Job und kann sogar (bewundernd) von zu Hause aus arbieten. Auch er hat seinen Kindern das Mittagessen gemacht, ist mit ihnen bei der Hausübung gesessen, hat bei Krankheiten an ihren Betten gewacht. Ihm hat nie wer gesagt - du bist eh zu Hause, er hatte einfach einen tollen Job.

Gendergerechtigkeit?

Der große Unterschied zwischen Frauen und Männern im Home Office wird hier schon klar. Wir Frauen sind einfach zu Hause, die Männer haben einen tollen Job, bei dem sie es sich einteilen können.
Doch was tragen wir selbst dazu bei, dass wir darum kämpfen wollen, dass unsere Arbeit anerkannt wird? Ist es nicht so, dass wir selbst manchmal schon glauben, was die anderen sagen, und das unreflektiert. Ich habe jahrelang um Anerkennung gekämpft und erklärt und erklärt, es hat nichts genützt. Erst als ich selbst ein anderes Verständnis für meine Arbeit entwickelte, mich nicht mehr von der Meinung anderer beeinflussen ließ und auch öfter mal NEIN sagte, ich kann diese Arbeit nicht übernehmen, erst dann begann ich, Arbeitszufriedenheit zu entwickeln.
Egal was die anderen sagen oder denken, wir sind erfolgreich, wir leisten viel - ob vom Home Office aus oder von einem externen Büro - wir sind erfolgreich!

Verliert nie den Glauben an Euch selbst!

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